Heavy Metal: Gelesen und gesungen

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Was war denn das für ein toller Abend? Eine Frage, die sich viele Zuschauer stellen, die sich am Freitagabend in die Nähe der Schlachthofbühne des „Londoners“ trauten. Man musste zwar an ganz aufgelösten Sportfanatikern vorbei, die den Untergang von Gothas Basketballern in Jena erleben mussten, hatte dann aber in der Dunkelheit des großen Saales das Glück auf Erden.

Die Verantwortlichen für kulturelle Höhepunkte in Gotha ließen sich genau für diesen Tag etwas ganz Besonderes einfallen: nämlich Lesung und Musik gemeinsam, zum Thema Heavy Metal!

Für die gesprochenen Worte war der Schriftsteller und Musikjournalist Frank Schäfer verantwortlich. Er präsentierte eine gute Stunde lang neue Geschichten aus seinem Leben. Da sein Leben von der harten Musik geprägt ist, kam dann natürlich viel davon vor. Er ging nicht näher auf die musikalische Vielfalt beim jährlichen Wacken-Festival ein, sondern erzählte den Zuschauern von einem großen „Fressgelage“. Da alle Bekannten dachten, sie wären für die „gesunde“ Ernährung verantwortlich, brachten sie auch Fleisch und Würste in allen möglichen und unmöglichen Varianten mit. Hier musste gebraten werden, was Grill und Kühlbox hergaben. Weiter schilderte Schäfer einige Schwänke aus der Jugend, die sich ebenfalls um diese Musik drehten. Das Leben als unbekannter Musiker erheiterte alle auf das Schönste und ein glimpflich ausgegangener Autounfall ebenso.

Man fühlte sich wohl, hatte etwas zu lachen und bekam Literatur von ihrer schönsten Seite.

Danach trafen sich eingefleischte Heavy Fans noch kurz mit dem Autor am runden Tisch, um Autogramme zu ergattern und ihm zu berichten, dass sie bisher Lesungen ignorierten. Doch bei Frank Schäfer fühlten sie sich gut aufgehoben. Größter Erfolg des Abends: Einige Kuttenträger kauften sich sogar ein Buch!! Nach kurzer Umbaupause kamen die Helden vergangener Tage, die Heavy-Metal-Band aus Tambach Dietharz, Hardholz. 1984 gegründet, orientierten sie sich an den guten alten Iron Maiden, schufen heute noch hörenswerte Songs und wurden sogar 1987 beliebteste Amateurband des Bezirkes Erfurt. Nach vielen Konzerten und einigen kleineren Hits lösten sich die Thüringer 1997 auf, um in diesem Jahr endlich wieder zusammen zu finden.

Alles was der richtige Fan kennt, was mittlerweile sogar auf diversen Samplern veröffentlich wurde, rollte und krachte an diesem Abend aus den Boxen. Musikalisch stimmte alles. Der Sound war fast perfekt und die alten Lieder wurden intensiv gefeiert. Neben „Dr. Dr.“ von UFO, dem Rausschmeißer „Paranoid“ von Black Sabbath, gab es vor allem deutsche Hardholz-Mugge, wie man sie lang nicht gehört hat. Die „Prophezeiung“ erklang, „Herzinfarkt“ und „Winter“, natürlich das unvergessliche „Wieland, der Schmied“ in einer extra langen Version, der Song „Lied vom Tod“ neu und aufregend, ganz Heavy, mit dem „Rennsteig Lied“ vereinigt und schließlich das saubere und alle Hemmungen sprengende „Asphaltlady“, Nun freuen wir uns auf das im Spätsommer erscheinende erste Album und hoffen ganz inständig, dass auch weiterhin solch geniale Literatur/Musik-Veranstaltungen im „Londoner“ stattfinden werden. Ich komme auf alle Fälle.